Weinhähnchen (Oecanthus pellucens)

Über den Tellerrand geschaut

Über den Tellerrand schauen, das sollte man möglichst immer und bei jeder Gelegenheit. Unsere direkten und auch etwas weiter entfernten Nachbarn haben auch viele interessante Themen rund um Natur und Umwelt zu bieten.

Insekten-Exkursion mit Christian Venne in ein Naturschutzgebiet im Paderborner Land

Ein Exkursionsbericht von Josef Thomalla

August 2023 (JT) – Am 11. August, nachmittags ab 16 Uhr, bot die Biologische Station Kreis Paderborn-Senne e.V. eine naturkundliche Exkursion zur Insektenbestimmung mit dem Fokus auf Heuschrecken an.

Ich war zusammen mit meiner Frau als erste am vereinbarten Treffpunkt. Den habe ich aber nur direkt gefunden, weil ich mir die Koordinaten für das Navi habe geben lassen. Ohne diese Info hätte ich das eher nie gefunden. Baustellen halt eben.

Am Treffpunkt angekommen hatte Christian Venne gleich eine Info für uns. Er hatte das Weinhähnchen gesichtet. Unter Weinhähnchen konnte ich mir nicht wirklich etwas vorstellen, aber seine Begeisterung sagte mir, dass es etwas Besonderes sein musste.

Endlich waren wir vollzählig. Eine kleine Gruppe von 13 Leuten, die sich für diese Exkursion angemeldet hatte. Alles naturinteressierte Menschen.
Nach einer kurzen Einführung und Erklärung in das für heute geplante Thema ging es auch gleich los. Fangnetze und kleine Ansichtsröhrchen wurden verteilt. Als Themenschwerpunkt war Heuschrecken angesagt.

Christian Venne begann gleich einmal mit dem Gesang der verschiedenen Schrecken. Sie hören sich alle unterschiedlich an. Er machte die Schreckenlaute ziemlich gekonnt nach und zeigte dann immer in die Richtung, aus der die echten Gesangslaute kamen. Es ist schon faszinierend, wie unterschiedlich die Gesänge sind.

Aufgrund dessen, dass es in unserer Region nur etwa 30 verschiedene Schrecken gibt, kann man sich auch als Laie die Gesänge gut einprägen.

Nachtigall-Grashüpfer (Chorthippus biguttulus)

Der erste Grashüpfer war schnell gefunden. Eher klein und unscheinbar braun kommt er daher. Der Nachtigall-Grashüpfer (siehe Foto). Dieser kleine Geselle gehört in die große Gruppe der Kurzfühlerschrecken und in die Familie der Feldheuschrecken. Ich habe euch die Wikipedia-Seite verlinkt. Klickt einfach auf das obige Foto. Zwischendurch wurden Wildbienen, Fliegen, Schmetterlinge und Käfer bestimmt.

Dieses Naturschutzgebiet liegt neben einem Steinbruch. Die Stadt Paderborn hat den gesamten Mutterboden – das Gebiet war vormals Ackerland – bis auf den Kalkstein abschieben lassen. Die nun komplett kahle Fläche wurde danach sich selbst überlassen. Inzwischen wachsen auf dem eher steinigen Areal viele verschiedene Pflanzen. Die Samen dieser Pflanzen waren noch in der „Samenbank“ dieses Gebietes vorhanden. Allein durch das Licht begannen diese über einen langen Zeitraum verschütteten Samen wieder zu keimen. Das Resultat der gesamten Aktion ist eine unverfälschte Flora aus einer weit früheren Zeit.

Weinhähnchen (Oecanthus pellucens)

Nach etwa einer Stunde war dann auch das zu Beginn genannte Weinhähnchen gefunden. Ich hatte dieses kleine Wesen nichts ahnend bereits schon ganz zu Beginn gesehen und fotografiert, weil es irgendwie interessant aussah. Eher unscheinbar gefärbt und mit langen Fühlern, aber auf den ersten Blick nicht als Schrecke zu erkennen. Ich hatte an eine Wanze gedacht.
Das Weinhähnchen ist in OWL eine absolute Besonderheit. Es gibt in OWL nur dieses eine lokale Vorkommen. In der Roten Liste NRW aus 2010 für Heuschrecken ist es für diese Region erst gar nicht aufgeführt.

Blauflügelige Sandschrecke (Sphingonotus caerulans)

Wir wechseln jetzt die Fläche und begeben uns auf die zweite renaturierte Fläche. Gleich zu Beginn hüpft uns eine sehr gut getarnte, etwas größere Schrecke vor die Füße. Die Blauflügelige Sandschrecke. Diese Schrecke gehört, wie auch der Nachtigall-Grashüpfer, in die Gruppe der Kurzfühlerschrecken und in die Familie der Feldheuschrecken.

Blauflügelige Sandschrecke (Sphingonotus caerulans)

Auf dem obigen Foto ist deutlich die blaue Farbe des Fügels zu sehen. Der Schrecke ist bei dieser Aktion nichts geschehen.

Noch ist die Exkusion nicht zu Ende. Eine weitere Heuschrecke sollte noch unseren Weg queren.

Gemeine Sichelschrecke (Phaneroptera falcata)

Knapp vor dem Ende dieser Exkusion begegnet uns dann noch die tiefgrüne Gemeine Sichelschrecke. Diese Schrecke gehört in die Gruppe der Langfühlerschrecken und in die Familie der Laubheuschrecken. Aufgrund ihrer intensiven grünen Färbung ist sie zwischen all den grünen Pflanzen nur schlecht zu finden. Markannt sind ihre extrem langen Fühler. Deutlich länger, bis zu vier mal, als der restliche Körper.

Zum Ende dieser höchst interessanten Exkursion gab es noch einen kurzen Ausflug in die Welt der Flora. Christian Venne zeigte uns noch zwei besondere Blühpflanzen dieser Fläche. Zum einen die Tauben-Skabiose und die Skabiosen-Flockenblume. Letztere hatte ihre Blüte schon fast beendet. Auf diesem Weg sage ich noch einmal Dankeschön an Christian Venne, Mitarbeiter der Biologischen Station Kreis Paderborn-Senne e.V., für diese sehr interessante und lehrreiche 2-stündige Exkursion.

Fotos:
Josef Thomalla (Lokale Agenda Umwelt)

Tauben-Skabiose (Scabiosa columbaria)
Skabiosen-Flockenblume (Centaurea scabiosa)