Saubere Lutter !?!

Ist die Lutter noch zu retten?
Wenn man auf einer Lutterbrücke steht (z.B. an der Clarholzer Straße), ist der Lutter wenig Ungewöhnliches anzumerken. Mit einer Fracht von Schwebeteilchen fließt sie mehr oder weniger schnell Richtung Ems. Ein Glas Lutterwasser sieht meist recht klar aus und hat auch keinen Geruch, also alles in Ordnung mit der Lutter?

Was wissen wir?
Laut dem Landesamt für Natur und Umwelt (LANUV, Februar 2024) ist die Lutter (genau wie die Ems) bezüglich Mikroorganismen im Fluss (Bakterien und Algen) in ca. 50% der Messungen in einem „unbefriedigenden“ oder „schlechten“ Zustand.
Die Lutter wird ab der Abwasserentsorgung Obere Lutter in Isselhorst (Klärwerk AOL) mit großen Mengen salzhaltiger Industrieabwässer, die vom Abfallentsorger Zimmermann als Nebeneinleitung legal bis 2026 über das AOL eingeleitet werden dürfen, belastet. In trockenen Sommermonaten kann diese Salzfracht schon mal den Wert von 360 Milligramm pro Liter (mg)(LANUV 15.06.2023) annehmen, was Süßwasserorganismen nicht verkraften. Messungen des NDR ergaben 2022 Salzbelastungen bis zu 600mg, was dem doppelten Wert des Oderwassers, in dem tonnenweise Fische verendet sind, entspricht.
Im Trinkwasser von Harsewinkel, das aus den Boombergen stammt und dessen Grundwasser sich aus Filtratwasser von Ems und Lutter ergänzt, sind im Brunnen 8 bereits erhöhte Kochsalzwerte gemessen worden.
Neben dem Salz muss die Lutter eine Fülle von Chemikalien (u.a auch sehr langlebige PFAS) abtransportieren, die ebenso wie das Salz in das Trinkwasser gelangen können.

Was möchten wir erreichen?
Wir – die Teilgruppe „Saubere Lutter“ der Lokalen Agenda Umwelt Harsewinkel – möchten erreichen, dass im Landtag in Düsseldorf Entscheidungen gefällt werden, die künftig die beschriebene Salz-und Industriewässereinleitung über das AOL einschränken und letztlich unterbinden.
Der Rat der Stadt Harsewinkel hat am 24.04.2024 eine entsprechende Resolution für eine „Saubere Lutter“ beschlossen. Wir warten auf Reaktionen.
Die politischen Vorgaben aus Düsseldorf sind entscheidend für die Bezirksregierung Detmold, die den Umfang und die Zusammensetzung der Schadstoffwässer des Entsorgers Zimmermann über das AOL kontrolliert. Eine Verringerung oder ein Verbot der Nebeneinleitung muss die Politik im Landtag entscheiden.
Die Wasserrahmenrichtlinie (WRRL) fordert auf europäischer und nationaler Ebene Handlungsanweisungen, um die Qualität der Oberflächengewässer und des Grundwassers auf Dauer zu verbessern. Das muss Politik auf Landesebene endlich tun.
Verbote wie das Verklappen von Dünnsäure aus der Farbenherstellung (Titandioxid für weiße Wandfarbe) im Wattenmeer im Jahre 1990 haben trotz Protesten aus der Farbenindustrie zu veränderten Produktionsabläufen geführt. Diese Entscheidung zum Gewässerschutz muss gegen bestehende Zertifizierungen (auch für das Schadstoffeinleiten) durchgesetzt werden. Die Zertifizierungen – so sinnvoll sie im Einzelfall sein mögen – verfestigen einen bestehenden Zustand, der die Lutterschadstoffbelastung und die daraus folgende Trinkwasserbelastung u.a. in Harsewinkel nicht zur Kenntnis nimmt. Dagegen treten wir an.

Lokale Agenda Umwelt Harsewinkel – „Saubere Lutter“
Kontakt: Corinna Reinker, Telefon 05247-9859971

Begleitende Dokumente: (pdf)

Presseberichte:

Neue Westfälische (NW) vom 7. Mai 2024:

Grafik:  lanuv