Steinkauz in einem Waldkauz-Nistkasten

Steinkäuze in Harsewinkel

Eine stark bedrohte Art

Mai – Juli 2023 (JT) Der Steinkauz (Athene noctua) gehört in die Familie der Eigentlichen Eulen (Strigidae) . Diese kleine Eule ist in unserer Region die kleinste Eule. Kaum größer als eine Amsel und deutlich kleiner als eine Taube. Ihr Gefieder ist graubraun meliert. Die Augenbrauen sind weiß. Hat diese kleine Eule erst einmal ein Revier besetzt, dann bleibt sie ihm über mehrere Jahre und teils sogar lebenslang treu. Zum Überleben benötigt der Steinkauz offenes Grasland mit durchgehend niedriger Vegetation. Es sollten genügend Mäuse, Käfer und Regenwürmer vorhanden sein – seine hauptsächliche Nahrung. Aufgrund der Tatsache, dass diese Biotoparten ständig weiter abnehmen, ist der kleine Kauz in Bedrängnis geraten und somit auf der Rote Liste bedrohter Tierarten gelandet. Sein Lebensraum wird ständig knapper. Alte Obstbaum- und alte Kopfweidenbestände verschwinden ebenso wie extensiv genutzte Wiesen und Weiden. Die Kühe stehen heute eher im Stall als auf der Weide. Somit gehen viele Kurzgrasflächen verloren. Sie werden zur Mähwiese umgewandelt, die dann nach entsprechender Düngung mindestens 4-5mal im Jahr gemäht wird. Andere Grünlandflächen werden zu Maisfeldern, wo der Mais entweder als Futterpflanze im Silo landet oder aber auch als Material für die Biogasanlage dient. Maisflächen sind für den kleinen Kauz verlorene Flächen ebenso wie Flächen mit Ackergras. Glücklicherweise gehört der Kreis Gütersloh noch zu den Kreisen, in denen der Steinkauz recht häufig vorkommt. Das ist zum einen den Pferde- und Schafzüchtern, aber auch den Betrieben, die auf die Erzeugung von BIO-Fleisch- und BIO-Milch-Produkten bauen, zu verdanken. Bei diesen Züchtern und Betrieben dürfen die Rinder und Kühe, Pferde und Schafe noch auf die Weide. Optimal sind Weideflächen, die ganzjährig beweidet werden.

Bereits seit einigen Jahren kümmert sich die Biologische Station Gütersloh-Bielefeld intensiv um den Erhalt des Steinkauzes in unserer Region. Ehrenamtlich tätige Menschen in den einzelnen Städten und Gemeinden betreuen die Steinkäuze und versuchen, ihnen mit geeigneten Niströhren zu helfen. Die Hochburgen der Steinkäuze im Kreis Gütersloh sind der Großraum Rietberg und die Stadt Gütersloh.

Bei uns in Harsewinkel kümmern sich Heinrich Kleinemenke und Josef Thomalla, ehrenamtliche Aktive der Lokalen Agenda Umwelt Harsewinkel, um diese kleine Eule. Seit 2019 haben die beiden bereits gut 40 Niströhren in Marienfeld und im nördlichen Harsewinkel verteilt und immer darauf geachtet, dass das umgebende Biotop auch für den Steinkauz passend ist. Dass es einen langen Atem braucht, bis ein Steinkauz eine Niströhre annimmt, das war den beiden von Beginn an klar. Immer wieder haben sie auf ihren Touren Orte gefunden, an denen mindestens ein Steinkauz war. Mal haben sie ihn gesehen, mal auch nur gehört und mal auch nur anhand von Spuren den Kauz nachweisen können. Ein guter Nachweis sind Kotspuren an Gebäuden, aber auch der Fund von Gewöllen. Diese Gewölle enthalten Überreste der vom Kauz gefangenen und gefressenen Spezies wie Mausefell oder auch Flügeldecken der gefressenen Käfer und sandige Reste von Regenwürmern. Anhand der gefundenen Gewölle kann man auf die Hauptnahrung dieses Kauzes schließen.

Während der Niströhrenrevision im April 2023 haben die beiden zunächst nur Rückschläge hinnehmen müssen. Überall dort, wo einzelne Käuze in den Vorjahren waren, sind sie jetzt verschwunden. Kurz vor Ende der Aktion sind die beiden dann aber doch noch fündig geworden. Insgesamt haben sie fünf sichere Brutplätze identifizieren können: ein Paar in Kölkebeck an der Grenze zu Harsewinkel, drei Paare im Norden von Harsewinkel und ein Paar in Marienfeld.

Die Niströhren in Greffen werden von Helmut Wessel schon seit Jahren betreut. Dort gibt es mindestens 2-3 Nistplätze, an denen Jahr für Jahr erfolgreiche Bruten zu verzeichnen sind.

Entwicklung

2019: Es waren die Standorte von etwa 5-6 einzelnen Steinkäuzen in Harsewinkel und Marienfeld bekannt. Beginn der Aktion „Nisthilfen für Steinkäuze in Harsewinkel“. Es gibt genügend gute und für den Steinkauz interessante Biotope. Gleich im ersten Jahr im Herbst wurden ca. 20 neue Niströhren an Gebäuden und in Bäumen installiert.

2020: Weitere Niströhren installiert. Keine nennenswerte positive Entwicklung festzustellen.

2021: Corona-Pause.

2022: Letzte Niströhren installiert. In einer Röhre Richtung Greffen 3 verlassene Steinkauz-Eier gefunden.

2022: Bruterfolg mit zwei Jungvögeln in Kölkebeck.

2023: April: vier Brutpaare lokalisiert. Einzelvögel werden vermisst.

2023: Mai: ein Jungvogel in Marienfeld.

2023: Juni: 2×2 und einmal 3 Jungvögel in Harsewinkel.

2023: Juni: 5 Jungkäuze in einer Niströhre in Kölkebeck.

2023: Juli: wieder ein spätes Gelege in der selben Niströhre wie schon 2022 und wieder sind die Eier nicht bebrütet.

Das Jahr 2023 ist für uns und den Steinkauz ein, bisher überaus erfolgreiches Jahr. In 5, von uns installierten Niströhren haben wir bis heute (15. Juni) 13 junge Steinkäuze gezählt. Gegenüber dem Vorjahr (2022), mit nur 2 jungen Steinkäuzen, ist dieses eine Steigerung um das 6½-fache oder 650%.

2024: langsam kommt wieder die Zeit wo es aktiv um die Steinkäuze geht. Ab Mai steht die Röhrenkontrolle an. Sind alle Niströhren des letzten Jahres auch in diesem Jahr wieder belegt?  Sind vielleicht weitere Niströhren bezogen worden?  Es ist spannend.


An alle Bürgerinnen und Bürger in Greffen, Harsewinkel und Marienfeld.

Bitte melden Sie uns Sichtungen von Steinkäuzen damit wir dieser kleinen, im Bestand gefährdeten Eule helfen können. Es ist für uns sehr hilfreich, wenn Sie neben einer genauen Ortsbeschreibung möglichst auch eine Beschreibungs des umgebenden Biotops mit nennen würden.

Kontakt:
Josef Thomalla
E-Mail: josef@la-harsewinkel.de
mobil: 0160 884 01 98 (WhatsApp/Signal)

 

Steinkauz-Niströhre, quadratischer Bauweise

Steinkauz-Niströhre, runde Bauweise

5 Junge Steinkäuze in einer 6-Eck-Niströhre